Hotel Astoria Wien
Art deco Flair.
Das 1912 eröffnete und im spät-sezessionistischem Stil errichtete Haus wurde einem kompletten Refurbishment unterzogen. BWM Designers & Architects zeichnen für das Redesign von 125 Zimmern sowie der Allgemeinbereiche wie Lobby mit Rezeption und Bar bzw. Frühstücks- und Loungebereich verantwortlich.
In kaum einem anderen Hotel Wiens ist so viel vom Flair eines internationalen Art Deco erhalten geblieben wie im mondänen Hotel Astoria Wien, das zur Zeit seiner Erbauung 1912 als modernstes und elegantestes Haus der Stadt galt. Das Konzept von BWM war es den ursprünglichen Stil zu bewahren, jedoch punktuell zu ergänzen und zeitgemäß zu interpretieren, mit minimalen Eingriffen in die Substanz konnten maximale Veränderungen geschaffen werden.
Gefeiertes Original.
Von der Führichgasse betritt man direkt die 130 m² große Lobby, ganz im Stile des traditionsreichen Hauses – die Wandvertäfelungen aus den 80er Jahren wurden großteils erhalten und lediglich um Spiegelflächen ergänzt, um dieserart den Raum noch zusätzlich zu öffnen. Die Stuckdecke wurde der historischen im Detail nachempfunden und die originale Beleuchtung mit zeitgemäßer LED-Technik ausgestattet und ergänzt wo erforderlich.
„Es war für uns eine Überraschung mitten in Wien so ein gut erhaltenes Art-Deco Ensemble vorzufinden, das kaum bekannt ist. Das Entree war für uns ein ganz besonderer Bereich, den wir auch dann so gefeiert haben, in dem wir es nicht nur zur Rezeption, sondern auch zur Bar gemacht haben“, führt Erich Bernard, BWM Designers & Architects, aus.
Durch in die bestehenden Natursteinböden eingelegten Parkettinseln wird das Entree gleichsam zoniert. Linkerhand lädt der etwas zurückversetzte Bar-Thresen mit kannelierten Messingverkleidung und einer Steinplatte aus Verde Guatemala Marmor auf einen Drink zum abendlichen Ausklang ein. Von den Barhockern, mit goldenen Metallbeinen, hat man einen freien Blick in die Führichgasse bzw. zur Kärnterstraße hin, wo auch ein Schanigarten für laue Abende geplant ist. Von den Farben her ist der Barbereich etwas heller gehalten.
Ein paar Schritte weiter, im Zentrum des Raumes begrüßt die Rezeption mit einem eindrucksvollen Eichen-Thresen und einer Steinplatte ebenfalls aus Verde Guatemala vor der Bestands-Wandvertäfelung mit Gold- und Stein-Details. Die Kugelleuchten auf ebenso wie hinter dem Pult konnten erhalten und wieder verwendet werden.
Rechterhand des Eingangs lädt ein Loungereich mit entsprechend niedriger, gemütlicher Bestuhlung und Samt-Bezug sowie einer Leder-Sitzbank entlang der Wand zum Verweilen ein.
Ein verstecktes Kleinod ist eine mit rotem Samt ausgelegte alte Telefonzelle, die man nach wie vor zum ungestörten Telefonieren, heute eben mit Mobiltelefon, verwenden kann.
Unsere Sorgfalt galt den Spuren und historischen Elementen aus der Entstehungszeit, um so an die Geschichte wieder anknüpfen zu können. Das Vorhandene wurde in ein neues zeitgemässes Gestaltungskonzept integriert, und so mit dem Neuen wieder zu einer konsistenten klassischen, zugleich aber doch auch wienerischen Atmosphäre verdichtet.Erich Bernard
Wiener Atmosphäre.
Geradeaus durch die Lobby führt der Weg zum prächtigen, gleichsam im Original erhaltenen Stiegenhaus. Im Zwischengeschoss befinden sich die Frühstücks- wie Seminarräumlichkeiten auf gesamt gut 300 m2. Originale Stuckfelder wurden auch hier mit Spiegelflächen ergänzt, alles ist farblich zurückhaltend in zartem Rosa gehalten. Thonetstühle unterstreichen die Wiener Atmosphäre noch zusätzlich.
Im so genannten Unterteilungsgeschoß befindet sich eine kleine Clublounge, die für interne wie kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann. Drei Seminarräume auf gesamt 157 m2 stehen den Gästen ebenfalls zur Verfügung.
„Unsere Sorgfalt galt den Spuren und historischen Elementen aus der Entstehungszeit, um so an die Geschichte wieder anknüpfen zu können. Das Vorhandene wurde in ein neues zeitgemäßes Gestaltungskonzept integriert, und so mit dem Neuen wieder zu einer konsistenten klassischen, zugleich aber doch auch wienerischen Atmosphäre verdichtet,“ so Erich Bernard weiter.
Das besondere Flair der damaligen Zeit können Gäste heute noch erleben. So wurde etwa das ehemalige Direktionsbüro von Gustav Hanl, dem ersten Besitzer des Hotels Astoria, mit der komplett erhaltenen Jugendstilausstattung renoviert und steht nun für Meetings und private Dinner zur Verfügung.
Liniengetreu.
Zu den gesamt 125 Zimmern, zwischen 20 und 40 m² groß, spaziert man auf custom-made Teppichen – das Muster der ursprünglichen Zementmosaik-Fliesen wurde in den speziell designten und gedruckten Teppichen wieder aufgegriffen, der ursprüngliche Einsatz von Orientteppichen über dem Fliesenboden spielerisch umgesetzt.
Die vier Zimmertypen unterscheiden sich in der Farbgebung, rosa, grün und grau so die jeweils unterschiedliche Wandgestaltung der Zimmer, blau für die Suiten wie etwa die 70m2 große Beletage Suite mit getrenntem Wohn- und Schlafbereich. In allen Räumen findet sich der originale, wenngleich neu geschliffene und geölte, Parkettboden. Die Stuckdecken sowie Holzvertäfelungen mit Intarsien konnten großteils ebenfalls erhalten bleiben.
Als Leitfaden wurde ein klassisches Art deco Thema, die schwarze Linie, neu interpretiert und zieht sich durch die Gestaltung durch. Im Zimmer wie Bad trennt sie etwa dieserart die Farb- von der Deckenfläche, in der Möblierung wird das Thema gleichsam fortgeführt mittels einfacher, grafischer Elemente in der dritten Dimension.
Dominierendes Element in den Zimmern und Suiten ist das in der Dimension überproportionale Betthaupt aus Eichenholz, das Thema Schlafen wird entsprechend zelebriert. Farblich sind Betthaupt, Kasten und Boden aufeinander abgestimmt, darüber hinaus verbreiten warme Farben eine angenehme Atmosphäre.
Die historischen Art Deco Elemente des Hauses wie etwa die Kaminsimse, die in die Stuckrahmen integrierten Spiegel sowie Luster in den Zimmern wurden sofern vorhanden bewahrt und mit Möbel im klassischen Wiener Stil ergänzt.
Aufgabe
Redesign des über 100 Jahre alten Hotel Astoria Wien inkl. Allgemeinbereiche wie Lobby mit Rezeption und Bar, Frühstücksalons & Loungebereich sowie 125 Gästezimmern
Status
Fertigstellung
06/2024
Auftraggeber
Verkehrsbüro Hotellerie GmbH
BWM Team
Erich Bernard, Rita Guggenberger, Gabriele Bruner, Katrin Stefanzl, Eleni Nagl, Pia Temt, Lovisa Thörnblom, Ismail Berkel, Lena Hainzinger, Irene Schacherhofer
Bildnachweis
BWM Designers & Architects / Christoph Panzer
BWM Designers & Architects / Severin Wurnig
Projektbeteiligte
Generalplaner
edelmueller.architektur.management
Lichtplanung
Pokorny Lichtarchitektur
Haustechnikplanung
energieeffizienz GmbH