Ehemalige Synagoge St. Pölten
Eine Linie aus Licht.
BWM Designers & Architects gestalten in der Ehemaligen Synagoge St.Pölten, die mit April 2024 als modernes Zentrum für Ausstellung, Veranstaltungen und Geschichtsvermittlung wieder eröffnet hat, die Dauerpräsentation über die Geschichte des Hauses auf der Frauenempore. Zugleich sind sie für die außergewöhnliche Lichtskulptur verantwortlich, die als künstlerische Raumintervention bereits im Stadtraum zur Befragung der Besonderheit dieses Ortes anregt.
1913 von Theodor Schreier und Viktor Postelberg erbaut, wurde die Synagoge in St. Pölten während der Novemberpogrome 1938 schwer beschädigt und die jüdische Gemeinde aus St. Pölten vertrieben und vernichtet. 1980–84 wurde das bis dahin verwahrloste Haus renoviert, 1988 zog das Institut für jüdische Geschichte Österreichs ein. 2022-24 wird die Ehemalige Synagoge mit einem neuen Erschließungsgebäude erweitert. Sie wird nun als Kultur- und Ausstellungszentrum genutzt.
Die Lichtline will durch Irritation die Besuchenden auf der sinnlichen Erlebnisebene für die Besonderheit und Komplexität des Raumes empfänglich machen. Denn dieser Raum ist längst nicht mehr der Raum als der er – gerade auch durch die sorgfältige Restaurierung - erscheint.Johann Moser
Eine Linie aus Licht.
Eine gerade Lichtlinie durchquert, alle architektonischen Hauptlinien ignorierend, den imposanten Innenraum des Gebäudes und setzt sich durch die Frontfassade im oberen Kuppelaufbau nach außen fort. Die wie willkürlich gesetzte Lichtskulptur irritiert die Harmonie des sorgfältig restaurierten ehemaligen jüdischen Sakralgebäudes.
Die Lichtlinie ist aus nahezu jeder Position im Raum sichtbar, leuchtet kalt weiß, eher den Neonreklamen aus dem Straßenraum assoziiert, als einem „ewigen“ Licht in einem Gotteshaus.
So kann für die Einen das Medium Licht im religiösen Kontext eine Zugangsmöglichkeit zu Reflexion über Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten kultureller Welten sein, während für andere die willkürliche Durchquerung der Raumharmonie die Frage nach dem Respekt vor der Architektur verlorener sakraler Räume evozieren mag …
„Die Lichtline will durch Irritation die Besuchenden auf der sinnlichen Erlebnisebene für die Besonderheit und Komplexität des Raumes empfänglich machen. Denn dieser Raum ist längst nicht mehr der Raum als der er – gerade auch durch die sorgfältige Restaurierung - erscheint“, führt Johann Moser von BWM aus.
Information über Geschichte & Schicksal.
Auf dem Frauenempore im ersten Stock des Gebäudes gibt die neu errichtete Dauerpräsentation detailliert Auskunft über die Geschichte der Synagoge und das Schicksal ihrer Gemeinde.
Die Gestaltungsidee war, die Erzählung entlang der Balustrade des Frauenempore anzuordnen. In einem umlaufenden, hinterleuchteten gläsernen Band sind Vitrinen für Objekte, Texte, Grafiken und interaktive Medienstationen eingesetzt. Durch die Anordnung der Präsentation entlang der Brüstung nehmen die Betrachtenden immer eine Position ein, die sie gleichzeitig in den offenen Raum der Ehemaligen Synagoge blicken lässt.
Aufgabe
Gestaltung Dauerpräsentation, künstlerische Raumintervention Lichtskulptur
Status
Fertigstellung
04/2024
Auftraggeber
Niederösterreichische Museum Betriebsgesellschaft m.b.H
BWM Team
Johann Moser, Kinga Baluch
Bildnachweis
Screenshot aus dem Film für den Wettbewerbsentwurf, © BWM Designers & Architects
Projektbeteiligte
Grafik
Gerhard Bauer
Interaktives Modell
Dominikus Guggenberger
Lichtplanung
Philipp Metternich
Vitrinenbau
Holzmanufaktur und Vitrinenbau Auer
Schlosserarbeiten Lichtskulptur
Fa. Kranwetter & Heiß
Wissenschaftliche Leitung Ehemalige Synagoge St. Pölten
Martha Keil
Mediengestaltung Dauerpräsentation
Amon Film