"Kampf um die Stadt“, Künstlerhaus Wien
Durchdachtes Farbkonzept.
Eine der größten historischen Ausstellungen für das Wien Museum wurde mit dem Einsatz von starken Farbe in die entsprechende, modernistische Form gebracht.
Mit „Kampf um die Stadt“ präsentiert das Wien Museum im Künstlerhaus eine der größten historischen Ausstellungen der letzten Jahre. Die Schau, für deren Gestaltung BWM Architekten verantwortlich zeichnen, bietet Einblick in das Wien der 1920er- und 1930er-Jahre im Spannungsfeld von Demokratie und Diktatur, Avantgarde und Provinzialismus, Aufbruch und Resignation.
Dreidimensionale Clusterwände als Raumcollagen verdeutlichen Simultanität und Dissonanz bei Themen wie Urbanität, Heimat, etc.Johann Moser
Definierte Farbräume
Angesichts der Themenvielfalt und der Heterogenität der rund 1.800 Exponate stand für BWM die Entwicklung eines Ordnungssystems im Vordergrund, das die Disparität der damaligen politischen und gesellschaftlichen Strömungen visuell leicht fassbar macht. Das Display der als begehbares Buch mit vier Hauptkapiteln konzipierten Schau beschränkt sich daher auf wenige Grundelemente: Jedes Themenfeld ist durch knapp raumhohe Farbflächen definiert. Die durch Teppiche in derselben Farbe entstehenden Farbräume definieren den abwechslungsreich-diskreten Rhythmus der Ausstellung und veranschaulichen die gesellschaftlichen Bruchlinien und Konfliktfelder ohne didaktische Schwere. Zudem fungieren sie als – nur vermeintlich – verlässlicher Rahmen für die jeweiligen Themenfelder. Denn ist das Obergeschoß der Rechtwinkeligkeit verpflichtet, gerät das Erdgeschoß angesichts von Themen wie Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit aus dem Lot: Verrutschende Farbflächen und schiefe Ebenen machen die gesellschaftliche Verunsicherung jener Zeit physisch erlebbar. Zwischenwände und Podeste im Stil temporärer Gerüstarchitektur unterstreichen – mit dem von Erwin Bauer in Anlehnung an Otto Neurath gestalteten grafischen Konzept – den modernistischen Look der Schau.
Bewusste Brüche
Der narrative Fluss der von Wolfgang Kos kuratierten Ausstellung wird von BWM nur an wenigen Stellen bewusst durchbrochen: Dreidimensionale Clusterwände als Raumcollagen verdeutlichen Simultanität und Dissonanz bei Themen wie Urbanität, Heimat, etc. Zudem vermitteln während des gesamten Ausstellungsparcours in Transportkisten präsentierte Kleinbildkameras, Ampeln, Neonbuchstaben als damals neueste Errungenschaften einen Einblick in die rasante Technisierung dieser Zeit.
Aufgabe
Ausstellungsdesign für eine der größten historischen Ausstellungen der letzten Jahre für das Wien Museum
Status
Fertigstellung
11/2009
Standort
Wien, Österreich
Auftraggeber
Museen der Stadt Wien
BWM Team
Christoph Panzer, Sanja Utech
Bildnachweis
Klaus Pichler
Wien Museum
Projektbeteiligte
Ausstellungskurator
Wolfgang Kos, Niko Wahl
Ausstellungsgestaltung
BWM Architekten
Ausstellungsgraphik
Erwin Bauer, bauer – konzept & gestaltung
Ausstellungsbau
ARTEX Art Services GmbH